Predigt von Alexandru Dragos

Die Jünger von Emmaus, unsere Zeitgenossen!

Die Jünger von Emmaus sind wie wir. Sie hatten ihre Hoffnung in den Messias gesetzt, der in der Lage war, die religiöse Macht Israels wiederherzustellen! Wir leben wie die Jünger, in großer Ernüchterung über unsere zunehmend fragile kirchliche und soziale Situation. Jesus kommt, um mit ihnen zu wandeln, und auf dem Weg führt er sie dazu, ihre Glaubenserfahrung im Licht des Wortes noch einmal zu lesen. Jesus begleitet sie auf diesem Weg von der Religion zum Glauben. Wir müssen heute mit der gleichen Herausforderung leben: „Die Begegnung mit dem Auferstandenen auf dem Weg nach Emmaus“ gehört wohl zu den schönsten Erzählungen, die uns im Lukasevangelium überliefert sind. Wir können uns dieses Geschehen so bildlich vorstellen, die Geschichte baut sich direkt spannend auf, beginnt in Traurigkeit und endet mit Freude.

Lukas schreibt sein Evangelium für eine Kirche, die der endzeitlichen Wiederkunft Christi entgegenharrt. Damals war die Frage bedeutsam: Wann endlich kommt das Ende, wann ereignet sich die angekündigte Wiederkunft des Herrn?

Warten wir heute nicht auch? Erwarten wir nicht, in unserem christlichen Leben zur Normalität zurückzukehren?

Das Evangelium des Emmaus Jüngern ist ein Beitrag. Der christliche Blick soll nicht nur auf die Zukunft gerichtet sein, es gilt die Gegenwart Gottes in dieser Welt zu orten. Die Kirche, die unterwegs ist zwischen der Sendung des Geistes und der endzeitlichen Wiederkunft, soll um die Gegenwart des auferstandenen Herrn wissen.

Die Kirche wartet aber nicht untätig oder gar mit Angst auf eine Endzeit, wir verkünden die Frohe Botschaft Jesu, der uns zugesichert hat: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Wir sind uns dessen sicher, dass sich das Wort Jesu bereits erfüllt hat: „Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“

Was nun die Tätigkeit der Kirche betrifft, finden wir alle drei Grundvollzüge der Kirche im Evangelium von den Emmausjüngern: Verkündigung, Caritas und Eucharistie.

Jesus erschließt seinen Jüngern die Bedeutung der Heiligen Schrift, die Jünger laden ihn ein am Abend bei ihnen zubleiben, sie erkennen den Auferstandenen beim „Brechen des Brotes“, bei der Feier der Eucharistie, dann gehen sie, um zu erzählen,  um Zeugnis abzulegen.

Verkündigung, Caritas und Eucharistie, dies alles soll geschehen im Bewusstsein, dass der auferstandene Jesus da ist, nicht direkt zu erkennen, aber doch in verborgenen Zeichen.

Auch für unser persönliches Leben gibt uns das Evangelium von den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus eine Anleitung, wie wir Christus begegnen, den Auferstandenen finden und entdecken können.

Freilich, „als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende.“

Wir erkennen den Auferstandenen im Wegbegleiter, im Mitmenschen, im Dienst am Nächsten. Jeder Mensch ist – sogar als dessen Abbild – Geschöpf Gottes, Wohnstadt seines Geistes, in jedem Menschen verborgen ist das Angesicht des Herrn.

Wie die Jünger Jesus – unerkannt, aber doch – mit ihren irdischen Sinnen gesehen und gehört haben, so spricht Gott zu uns „durch die … Sprache der Schöpfung“; er offenbart sich „sinnlich“ wahrnehmbar, wenn auch nicht gleich klar zu erkennen.

Das Erkennen des Auferstandenen ist Sache des Herzens, ist aber auch mehr als bloßes Gefühl! Der Glaube ersetzt nicht den Verstand, im Gegenteil: Kraft seiner Vernunft vermag es der Mensch, Gott zu erkennen. – Die Jünger überdenken ihre Erlebnisse, und erkennen im Rückblick, in der verstandesmäßigen Verarbeitung, dass der auferstandene Herr zugegen war.

Es ist eigentlich auch immer im Leben so, dass wir erst im Nachhinein die Gegenwart und Führung Gottes erkennen, erst in der Rückschau auf unser bisheriges Leben mit Sicherheit sagen können, was eigentlich der Wille Gottes war, welche Weichen im Leben gestellt wurden, dass er alles zum Besten geführt hat, in unserem Leben wirklich da war.

Nicht zuletzt erkennen wir, dass wir durch den Dienst der Kirche in der Gegenwart des Auferstandenen leben. Sie verkündet und deutet uns das Wort Gottes, sie bestärkt uns zu Taten der Liebe, und gemeinsam feiern wir Eucharistie, empfangen wir die Sakramente als Zeichen des Heils in der Gegenwart des auferstandenen Herrn, im Bewusstsein, dass er mitten unter uns ist.

Möge auch unsere Pfarrgemeinde und unser persönliches Leben, gelebt in seiner unsichtbaren Gegenwart, ein sichtbares Zeichen sein für Christus, den Auferstandenen.

 

 

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